Informationen zu den geplanten Baumfällungen im Mühltal

Am 22.12.2020 hat sich bei uns in der Fraktion ein besorgter Bürger wegen der vielen markierten Bäume im Handschuhsheimer Mühltal gemeldet. Da wir uns im Spätsommer bei einer Waldbegehung einmal wieder ein Bild von der guten Arbeit des Forstamtes Heidelberg machen konnten, waren wir verwundert und haben beim Forstamt nachgehakt, worauf wir noch am selben Tag diese ausführliche Antwort erhielten – die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten, damit Sie sich ein eigenes Bild von den geplanten Baumfällungen machen können:
Bei dem Eingriff, den Herr Dr. Trietsch vor Augen hat, handelt es sich in erster Linie um eine Maßnahme zur Herstellung der Verkehrssicherheit entlang des Waldwegs. Die dort stehenden Esskastanien sind überwiegend durchgewachsene Stockaus-schläge, die an sich schon wenig stabil sind und nun auch noch durch Krankheiten und Schädlinge (Esskastanien-Gallwespe und Esskastanien-Rindenkrebs) befallen sind. Weiterhin werden wir bei dieser Gelegenheit einige Fichten entnehmen, welche aus heutiger Sicht dort aufgrund naturschutzfachlicher Erwägungen gefällt werden sollten. Oberhalb des Weges handelt es sich um eine „ganz normale“ Durchforstung, die der Stabilisierung und der Bestandspflege dient. Aufgrund der zwischenzeitlich etwas günstigeren Marktlage erwarten wir auch akzeptable Absatzbedingungen für das Holz. Dadurch organisieren wir neben der hochwertigen Verwendung des Rohstoffs auch die Erzielung von Einnahmen, was ebenfalls zum Zielsystem des Stadtforstbetriebs gehört.
Zu den weiteren allgemein gehaltenen Auslassungen von Dr. Trietsch möchte ich noch folgende Anmerkungen machen:
• Eine mögliche nachteilige Veränderung des Luftstroms aus dem Mühltal durch den forstlichen Eingriff erschließt sich mir nicht. Die Fällung einiger Bäume führt vermutlich nicht zum Abriss des kühlenden Luftstroms aus dem Wald sondern wird diesen eher begünstigen.
• Die Verjüngung der Flächen wird mit dieser Maßnahme nicht bezweckt. Andererseits ist die Vorstellung, die Waldverjüngung durch die Entnahme der großen Bäume zu stimulieren, in sich durchaus schlüssig und auch gängige Praxis. Das gehört zum kleinen 1X1 der Forstwirtschaft und ist gerade in naturnah wirtschaftenden Forstbetrieben die erste Wahl bei der Waldverjüngung.
• Anders als von Dr. Trietsch dargestellt, ist sich die Fachwelt einig, dass insbesondere bewirtschaftete Wälder einen positiven Beitrag zur nachhaltigen CO2-Minderung leisten. Eine sehr gute Übersicht zum Stand der Forschung in diesem Themenkomplex hat Prof. a.D. Roland Irslinger (ehemals Fachhochschule Rottenburg) zusammengestellt, die ich zu Ihrer Kenntnis in den Anhang lege. Wir richten uns bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes in erster Linie an der Eigentümerzielsetzung aus, die durch die Forsteinrichtung konkretisiert und beschlossen wurde. In fachlichen Fragen halten wir uns an die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse der Universitäten und Forschungseinrichtungen. Einschlägige Auftragsstudien von Umweltverbänden sind mir bekannt, dienen uns aber nicht als Richtschnur bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes.
• Insbesondere die rein natürliche Entwicklung von Wäldern ist im Kontext des sich verschärfenden Klimawandels leider auch kritisch zu betrachten. Denn die natürliche Entwicklung erfolgt äußerst langsam und kann mit den dynamischen Klimaveränderungen nicht mithalten. Wenn wir keinen flächenhaften Waldverlust in Kauf nehmen möchten, ist die Begleitung und behutsame Steuerung dieser Entwicklung mit einem abgewogenen Management die bessere Wahl. Daran arbeiten wir und sind auch der Überzeugung, dass wir dieser Herausforderung gerecht sind.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Hintergründe unserer geplanten Hiebsmaßnahmen verständlich machen. Wenn Sie sich unseren Stadtwald ansehen, urteilen Sie bitte selbst, ob Sie darin eher einen naturnahen Wald oder eine „Holzplantage“ erkennen.

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