Die Stadträtinnen der unabhängigen Wählerinitiative Die Heidelberger, Marliese Heldner und Larissa Winter-Horn, haben noch einmal intensiv mit den Kirchheimer Landwirten über die Flächenerweiterung von PHV diskutiert. Den Landwirten und der Kirchheimer Bevölkerung ist schwer zu vermitteln, wie in einem Stadtteil die Netto-Null-Neuversiegelung gefordert werden kann, während in Kirchheim Projekte geplant werden, die über 60 ha landwirtschaftlicher Fläche vernichten (Erweiterung PHV, Wohn- und Sportpark Kirchheimer Weg, Straßenbahn nach PHV und von PHV nach Schwetzingen etc.).
Heidelberg hat schon viel landwirtschaftliche Fläche verloren und es wäre unseriös, zu behaupten bzw. zu fordern, dass keinerlei Flächen mehr versiegelt werden dürfen. Aber wir müssen mit den landwirtschaftlichen Flächen so behutsam wie möglich umgehen.
Wir diskutieren aktuell sehr viel darüber, wie wir Existenzen in Krisensituationen in Heidelberg sichern können. Wenn wir in Kirchheim 60 ha landwirtschaftlicher Fläche opfern, vernichten wir die Existenzgrundlage für mehrere landwirtschaftlicher Betriebe. Und wenn wir weitere landwirtschaftliche Betriebe in Heidelberg verlieren, die auf kleiner Fläche im Sinne der Natur wirtschaften, fördern wir gleichzeitig die industrielle Landwirtschaft: Gerade die zig Hektar großen Flächen der riesigen Betriebe, auf denen sich reine Monokulturen befinden – Biobetriebe nicht ausgenommen – tragen einen weiteren Teil zum Artenschwund bei.
Wir können nachvollziehen, dass für einen intakten Stadtteil 10.000 Einwohner und 5.000 Arbeitsplätze ideal sind. Aber wir sehen keine zwingende Notwendigkeit, dafür die Fläche von PHV um 18 ha zu erweitern. Das Masterplanverfahren zum Neuenheimer Feld beispielsweise hat ergeben, dass dort eine Erweiterung der GFZ um 50 % auch auf der bestehenden Fläche möglich ist. Wir sind daher davon überzeugt, dass 10.000 Einwohner und 5.000 Arbeitsplätze ohne Probleme auch auf der bestehenden Fläche von PHV zu realisieren sind, auf der früher bis zu 16.000 Menschen gelebt haben.
Bürgerbeteiligung wird in unserer Stadt sehr groß geschrieben. Im Fall von PHV wird sie leider komplett ignoriert: In allen Beteiligungsverfahren, die seit 2012 stattgefunden haben, wurde immer wieder betont, dass Bauland sparsam verwendet werden soll und Flächen sogar wieder der Natur und Landwirtschaft zurückgeführt werden sollen. Im Beteiligungsverfahren, das im Januar 2020 endete, wurde noch einmal mit sehr viel Nachdruck deutlich gemacht, dass eine Erweiterung um 18 ha zu viel ist und der Bezirksbeirat Kirchheim hat gefordert, dass das Dynamische Masterplan Konzept auf der bestehenden Fläche von 97,7 ha weiterbearbeitet werden soll. Wie kann Bürgerbeteiligung noch ernst genommen werden, wenn all dies einfach ignoriert wird?
Was nutzt die Ausrufung des Klimanotstandes und der Beschluss eines Klimaschutzaktionsplans mit hehren Zielen, wenn wenig später beschlossen werden soll, etliche Hektar landwirtschaftliche Fläche zu versiegeln? Dann verlieren die Stadtverwaltung und die Gemeinderäte ihre Glaubwürdigkeit.
Landschafts- und Ressourcenverbrauch wie in den zurückliegenden Jahrzehnten ist nicht nachhaltig. Ein verantwortungsvoller und bescheidener Umgang mit Ackerflächen ist wichtig für unsere Zukunft – wichtiger als manches Prestige- oder Vorzeige-Projekt. Die aktuelle Situation hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig lokal erzeugte Lebensmittel für uns sind. Wenn wir wollen, dass auch unsere Enkelkinder noch Obst und Gemüse essen können, das in Heidelberg wächst, müssen wir mit den landwirtschaftlichen Flächen so behutsam wie möglich umgehen – auch in Kirchheim!
Die Stadt Heidelberg kann sich über viele Hektar Konversionsflächen freuen. Mit Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft sollten darüber hinaus möglichst wenig Ackerflächen verbraucht werden!