15. Juni 2020 | Archiv

Startseite » Archiv » Flächenerweiterung PHV

Flächen­er­wei­terung PHV

Die Stadt­rä­tinnen der unabhän­gigen Wähler­initiative Die Heidel­berger, Marliese Heldner und Larissa Winter-Horn, haben noch einmal intensiv mit den Kirch­heimer Landwirten über die Flächen­er­wei­terung von PHV disku­tiert. Den Landwirten und der Kirch­heimer Bevöl­kerung ist schwer zu vermitteln, wie in einem Stadtteil die Netto-Null-Neuver­sie­gelung gefordert werden kann, während in Kirchheim Projekte geplant werden, die über 60 ha landwirt­schaft­licher Fläche vernichten (Erwei­terung PHV, Wohn- und Sportpark Kirch­heimer Weg, Straßenbahn nach PHV und von PHV nach Schwet­zingen etc.).

Heidelberg hat schon viel landwirt­schaft­liche Fläche verloren und es wäre unseriös, zu behaupten bzw. zu fordern, dass keinerlei Flächen mehr versiegelt werden dürfen. Aber wir müssen mit den landwirt­schaft­lichen Flächen so behutsam wie möglich umgehen.

Wir disku­tieren aktuell sehr viel darüber, wie wir Existenzen in Krisen­si­tua­tionen in Heidelberg sichern können. Wenn wir in Kirchheim 60 ha landwirt­schaft­licher Fläche opfern, vernichten wir die Existenz­grundlage für mehrere landwirt­schaft­licher Betriebe. Und wenn wir weitere landwirt­schaft­liche Betriebe in Heidelberg verlieren, die auf kleiner Fläche im Sinne der Natur wirtschaften, fördern wir gleich­zeitig die indus­trielle Landwirt­schaft: Gerade die zig Hektar großen Flächen der riesigen Betriebe, auf denen sich reine Monokul­turen befinden – Biobe­triebe nicht ausge­nommen – tragen einen weiteren Teil zum Arten­schwund bei.

Wir können nachvoll­ziehen, dass für einen intakten Stadtteil 10.000 Einwohner und 5.000 Arbeits­plätze ideal sind. Aber wir sehen keine zwingende Notwen­digkeit, dafür die Fläche von PHV um 18 ha zu erweitern. Das Master­plan­ver­fahren zum Neuen­heimer Feld beispiels­weise hat ergeben, dass dort eine Erwei­terung der GFZ um 50 % auch auf der bestehenden Fläche möglich ist. Wir sind daher davon überzeugt, dass 10.000 Einwohner und 5.000 Arbeits­plätze ohne Probleme auch auf der bestehenden Fläche von PHV zu reali­sieren sind, auf der früher bis zu 16.000 Menschen gelebt haben.

Bürger­be­tei­ligung wird in unserer Stadt sehr groß geschrieben. Im Fall von PHV wird sie leider komplett ignoriert: In allen Betei­li­gungs­ver­fahren, die seit 2012 statt­ge­funden haben, wurde immer wieder betont, dass Bauland sparsam verwendet werden soll und Flächen sogar wieder der Natur und Landwirt­schaft zurück­ge­führt werden sollen. Im Betei­li­gungs­ver­fahren, das im Januar 2020 endete, wurde noch einmal mit sehr viel Nachdruck deutlich gemacht, dass eine Erwei­terung um 18 ha zu viel ist und der Bezirks­beirat Kirchheim hat gefordert, dass das Dynamische Masterplan Konzept auf der bestehenden Fläche von 97,7 ha weiter­be­ar­beitet werden soll. Wie kann Bürger­be­tei­ligung noch ernst genommen werden, wenn all dies einfach ignoriert wird?

Was nutzt die Ausrufung des Klima­not­standes und der Beschluss eines Klima­schutz­ak­ti­ons­plans mit hehren Zielen, wenn wenig später beschlossen werden soll, etliche Hektar landwirt­schaft­liche Fläche zu versiegeln? Dann verlieren die Stadt­ver­waltung und die Gemein­deräte ihre Glaub­wür­digkeit.

Landschafts- und Ressour­cen­ver­brauch wie in den zurück­lie­genden Jahrzehnten ist nicht nachhaltig. Ein verant­wor­tungs­voller und beschei­dener Umgang mit Acker­flächen ist wichtig für unsere Zukunft – wichtiger als manches Prestige- oder Vorzeige-Projekt. Die aktuelle Situation hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig lokal erzeugte Lebens­mittel für uns sind. Wenn wir wollen, dass auch unsere Enkel­kinder noch Obst und Gemüse essen können, das in Heidelberg wächst, müssen wir mit den landwirt­schaft­lichen Flächen so behutsam wie möglich umgehen – auch in Kirchheim!

Die Stadt Heidelberg kann sich über viele Hektar Konver­si­ons­flächen freuen. Mit Blick auf die Heraus­for­de­rungen der Gegenwart und der Zukunft sollten darüber hinaus möglichst wenig Acker­flächen verbraucht werden!