Kreislaufwirtschaft im Bausektor – Urban Mining in der Stadt Heidelberg“. Carla Jung-König vom Stadtplanungsamt der Stadt Heidelberg präsentiert das Thema gerade deutschlandweit und war am 21.11.2024 zu Besuch bei den Heidelbergern. Was ist Urban Mining? Wie funktioniert eine Kreislaufwirtschaft im Bausektor und was trägt sie zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung bei? In vielen Städten beschäftigt man sich mit der Frage, wie die Bauwende hin zu einer Baukultur der Kreislaufwirtschaft gelingen kann. In Heidelberg ist das Pilotprojekt „Circular City Heidelberg“ auf der größten städtischen Konversionsfläche, dem Patrick-Henry-Village, bereits gestartet: durch die Entwicklung des neuen Stadtteils entsteht ein gigantisches Rohstofflager.
Hintergrund ist, dass im Bausektor der Fokus nicht mehr rein auf Energieverbrauch eines Gebäudes gelegt wird, sondern erweitert von der Herstellung eines Gebäudes bis hin zum Recycling, also auf den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Das passiert nicht ohne Grund, denn wir haben einerseits begrenzte Ressourcen und andererseits auch begrenzte Kapazitäten bei der Deponierung von Bauabfällen bzw. Abbruchmaterial. Auf diese Weise ergeben sich ganz andere Schwerpunkte und Aufgaben. Dabei kann man ohne Weiteres aus der Vergangenheit lernen, denn in den 60er Jahren hat die Trümmerverwertung ganz gut funktioniert.
Grundsätzlich sollte man nach Möglichkeit weg vom Abriss kommen und bestehende Gebäude erhalten. Dies ist jedoch nicht immer möglich, denn sowohl die Ästhetik als auch die Funktionalität und die Bausubstanz können dagegen sprechen. Dabei muss man immer wieder feststellen, dass eine hochwertige Architektur – ästhetisch wie von der Bausubstanz her – häufiger nachgenutzt wird. Insofern ist eine hochwertige Architektur dadurch auch ressourcenschonend.
Bei unserem konkreten Beispiel PHV wird dennoch ein Großteil der Gebäude abgerissen, um auf die geforderte bauliche Dichte zu kommen bzw. die geforderte Einwohnerzahl zu erzielen, weil die sehr üppigen Wohnungszuschnitte nur begrenzt geeignet sind und tatsächlich die Gebäudesubstanz nicht sonderlich gut ist. Um dennoch so nachhaltig wie möglich zu verfahren, wird bzw. wurde die Zeit der Ankaufverhandlungen genutzt, um ein Materialkataster zu erstellen und genau zu überlegen, was wofür wiederverwendet werden kann. Dabei werden sowohl die CO2-Bilanz als auch die Kosten abgewogen.
Tatsächlich gibt es an vielen Stellen schon Bemühungen, sowohl Baumaterialien als auch Bauteile wiederzuverwenden. Leider ist aktuell der Gesetzgeber häufig noch im Weg und es entsteht ein Problem bei der Haftungsfrage. Planer und Bauherren setzen ihre Hoffnung in die neue Gebäudeklasse E, mit der rechtssicher von Baustandards abgewichen werden kann.
Ein absolut spannendes Vorgehen. Und wir sind stolz darauf, dass Heidelberg bei diesem Thema mit der Konversionsfläche PHV einmal wieder eine Vorreiter-Rolle einnimmt. Tatsächlich wäre auch das Neuenheimer Feld prädestiniert für dieses Thema: Der größte Teil ist im Eigentum des Landes es wird viel Umbau geben in den nächsten Jahren. Wir sind gespannt, ob das Land Baden-Württemberg hier auch mit gutem Beispiel vorangeht? Leider wurde – nach langem Leerstand – gerade in den letzten Tagen viel abgerissen.