28. September 2023 | Aktuelles, Klimaschutz & Mobilität

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Kommunale Wärme­planung: Fernwärme spielt Schlüs­sel­rolle

Wo wird die Fernwärme ausgebaut? Welche Art des Heizens wird für mein Stadt­viertel empfohlen? Wie wird die Fernwärme vollständig grün? Aktuell arbeitet die Stadt Heidelberg unter Mitarbeit der Stadt­werke Heidelberg an einer kommu­nalen Wärme­planung. Die kommunale Wärme­planung legt fest, welche Versor­gungsart für Heizung und Warmwas­ser­be­reitung in welchem Stadtteil in den nächsten Jahren vorge­sehen ist. Über den aktuellen Stand der Planungen infor­mierte die Stadt am Dienstag, 26. September 2023, im Rahmen einer Online-Öffent­lich­keits­be­tei­ligung. Vertre­te­rinnen und Vertreter des Umweltamts der Stadt Heidelberg, der Stadt­werke Heidelberg und des Planungs­kon­sor­tiums aus „Enerko“, „ebök“ und „ifeu“ präsen­tierten den Plan, wie das komplette Stadt­gebiet bis 2040 mit klima­neu­traler Wärme versorgt werden kann. Auf der städti­schen Website zur klima­neu­tralen Wärme­ver­sorgung (www.heidelberg.de/waerme) ist die Präsen­tation bereits zugänglich.

Eine Schlüs­sel­rolle wird dabei der beschleu­nigte Ausbau der Fernwärme spielen. Wird heute rund die Hälfte des Wärme­be­darfs in Heidelberg durch Fernwärme gedeckt, sollen es zukünftig über 70 Prozent sein. Die restliche Wärme soll primär durch Erd- oder Luftwär­me­pumpen erzeugt werden. In den ebenen Bereichen von Heidelberg soll die Fernwärme bis 2040 weiter ausgebaut werden – in den kommenden Jahren vorrangig in dicht besie­delten Gebieten. Denn dort ist der Ausbau aufgrund des hohen Wärme­be­darfs auf kleiner Fläche besonders kosten­ef­fi­zient und mit der größten Einsparung von Treib­haus­gasen möglich. Nur mit sehr hohem Aufwand und zu hohen Kosten ist die Fernwärme dagegen dort ausbaubar, wo der Unter­grund meist aus schwer lösbarem Felsen besteht und zudem die Höhen­un­ter­schiede im Stadtteil eine Hürde darstellen. Dies trifft für die Hanglagen der Stadt zu, vor allem für die östlichen Stadt­teile Ziegel­hausen und Schlierbach. Hier sind zur Wärme­er­zeugung dezen­trale Lösungen, vor allem Wärme­pumpen, vorge­sehen.

Eine der zentralen Heraus­for­de­rungen, die es im Zuge des Fernwär­me­ausbaus sowie des Ausbaus neuer Erzeu­gungs­an­lagen zu lösen gibt, sei jedoch ihre Finan­zierung. Die Stadt­werke Heidelberg engagieren sich, um zusätz­liche Mittel etwa über die Beantragung von Förder­geldern zu beschaffen. Neben der Klärung der Finan­zierung haben die Stadt­werke Heidelberg als weitere erfor­der­liche Rahmen­be­din­gungen aufge­führt, dass es für die Umsetzung der Pläne verfügbare Bautrupps, Bauma­te­rialien und Instal­la­teure braucht. Unabhängig von der kommu­nalen Wärme­planung forcieren die Stadt­werke Heidelberg den Fernwär­me­ausbau jetzt schon. So startet das Unter­nehmen ab Frühjahr 2024 mit einem verstärkten Ausbau im Stadtteil Neuenheim.

Gleich­zeitig muss die Erzeugung der Fernwärme dekar­bo­ni­siert werden. Dekar­bo­ni­sierung bedeutet, dass statt fossiler Brenn­stoffe wie Kohle, Erdgas oder Öl kohlen­stoff­freie, erneu­erbare Energie­quellen und unver­meidbare Abwärme genutzt werden sollen. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, stellte Michael Teigeler vor: Bis 2030 soll die Erzeugung der Fernwärme also weitest­gehend klima­neutral, bis 2035 komplett klima­neutral sein. Unter anderem ist geplant, Fluss- und Abwas­ser­wär­me­pumpen zu errichten. Zudem wird der Anteil an grüner Fernwärme aus Mannheim weiter steigen. Die Stadt­werke Heidelberg haben dazu mit MVV aus Mannheim im Sommer 2023 einen neuen langfris­tigen Koope­ra­tions- und Liefer­vertrag geschlossen. Bereits im Oktober wird MVV am Rhein Deutsch­lands größte Fluss­wär­me­pumpe in Betrieb nehmen. Anteilig wird sie auch Heidelberg mit grüner Wärme versorgen.

Für die meisten Bürge­rinnen und Bürger stellt sich als wichtigste Frage, welche Empfehlung die Wärme­planung für die eigene Wohnung liefert. Alle Häuser an Straßen, in denen bereits heute Fernwärme liegt, sollten an das Wärmenetz angeschlossen werden. Ist zukünftig der Fernwär­me­ausbau im eigenen Stadt­viertel geplant, lohnt es sich, die bestehende Heizung bis dahin weiter zu nutzen. Wo bereits absehbar ist, dass auch perspek­ti­visch die Fernwärme nicht ausgebaut werden kann, kann frühzeitig der Einbau einer Wärme­pumpe geplant werden. Die meisten Wärme­pumpen nutzen Umgebungsluft zum Heizen. Wo Erdwär­me­pumpen möglich sind, lässt sich die Effizienz durch diese noch weiter steigern. Ein großflä­chiger Einsatz von grünem Wasser­stoff oder Biomas­se­hei­zungen ist aufgrund schlechter Effizienz und limitiertem Angebot nicht ratsam und im Wärmeplan nicht vorge­sehen. 

Die Stadt­werke Heidelberg präzi­sieren derzeit ihre Planungen und werden diese auf ihrer Homepage bereit­stellen. Der verständ­liche Wunsch vieler Gebäu­de­ei­gen­tü­me­rinnen und Gebäu­de­ei­gen­tümer nach einer sofor­tigen verbind­lichen Aussage zum Fernwär­me­an­schluss lässt sich leider für viele Gebiete noch nicht erfüllen. Vorher sind umfang­reiche Arbeiten und Klärungen erfor­derlich, insbe­sondere zur techni­schen Planung (verfügbare Arbeits­ka­pa­zi­täten der Fachfirmen, Verkehrs­führung während der Baumaß­nahmen) sowie zur Finan­zierung. Dies ist von Entschei­dungen des Bundes zur Förderung des Fernwär­me­ausbaus abhängig. Deshalb wird die Ausbau­planung konti­nu­ierlich konkre­ti­siert und laufend darüber infor­miert. Inter­es­sierten wird in nächster Zeit eine Online-Möglichkeit bereit­ge­stellt, den Stadt­werken Heidelberg ihr Interesse an einem Fernwär­me­an­schluss zu übermitteln.

Als nächster Schritt im Prozess der kommu­nalen Wärme­planung folgt nun der Beschluss des Wärme­plans durch den Gemein­derat im November 2023. Über die jewei­ligen konkreten Schritte der Umsetzung des Fernwär­me­ausbaus entscheidet der Aufsichtsrat der Stadt­werke Heidelberg.

Bildnachweis:

Tobias Dittmer im Auftrag der Stadt­werke Heidelberg