9. Februar 2022 | Archiv

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“Larissa Winter-Horn” — Gesprächs-Austausch: Was wird aus dem Airfield?

Die Konver­si­ons­flächen in Heidelberg werden eifrig beplant und bebaut, zum Teil leben und arbeiten schon Menschen dort. Nur eine Konver­si­ons­i­ons­fläche befindet sich noch im Dornröschen Schlaf: das Airfield. Es gibt die Idee, dort einen Landwirt­schaftspark zu entwi­ckeln, von der IBA wurde dies als Projekt aufge­nommen. Aber in den letzten beiden Jahren hat man nichts mehr davon gehört.

Viele Menschen fragen sich, was mit der Fläche künftig geschieht, vor allem die Anlieger. Das sind die Bürge­rinnen und Bürger aus Kirchheim, dem Pfaffen­grund und der Bahnstadt, die die Fläche schon heute als Naherho­lungs­gebiet nutzen, und die Landwirte, die die Fläche in früherer Zeit für militä­rische Zwecke aufgeben mussten und heute noch die Flächen drumherum bewirt­schaften.

Auch die bürger­lichen Fraktionen im Heidel­berger Gemein­derat (CDU, Die Heidel­berger und FDP) inter­es­sieren sich stark für die künftige Entwicklung der Fläche Airfield und möchten anstoßen, dass auch die Entwicklung dieser Konver­si­ons­fläche zügig angegangen wird. Aus diesem Grund haben sie am Freitag, den 04.02.2022, zum Austausch mit den Landwirten und Vertretern der Stadt­teil­vereine Kirchheim und Pfaffen­grund einge­laden.

Die Landwirte haben sich sehr über die Einladung der bürger­lichen Fraktionen zur Gesprächs­runde zum Thema Airfield gefreut. Viele von Ihnen waren in der Initia­tiv­gruppe für einen Landwirt­schaftspark beteiligt, waren begeistert von den Ideen, die vorge­stellt wurden und enttäuscht, dass sie im letzten Jahr abgewiegelt wurden, wenn sie sich im zustän­digen Dezernat für Klima­schutz, Umwelt und Mobilität nach dem Stand der Dinge und weiteren Vorgehen erkundigt haben.

Von Seiten der IBA Heidelberg war Moritz Bellers anwesend und hat über die Ansätze zum Projekt Landwirt­schaftspark infor­miert: Hier sollen Nahrungs­pro­duktion, Erholung und Natur­schutz zusam­men­finden und der Landschaftsraum als Bildungsort erlebbar werden. Der Landwirt­schaftspark Heidelberg ist ein Freiraum- und Bildungs­projekt. Es soll um Fragen gehen, wie Stoff­kreis­läufe regio­naler gestaltet werden können. Aber auch Produk­ti­ons­pro­zesse hochwer­tiger Lebens­mittel sollen berück­sichtigt werden. Durch die IBA haben sich verschiedene Univer­si­täten mit dieser Parkty­po­logie beschäftigt und Ideen und Trans­for­ma­ti­ons­kon­zepte entwi­ckelt. Außerdem wurde ein Koope­ra­ti­ons­netzwerk von Landwirten, Anwohnern, Bildungs- und Forschungs­ein­rich­tungen aufgebaut und die Zusam­men­arbeit vereinbart.

„Thema ist auch, wie produktive Landwirt­schaft und Naherholung konfliktfrei zusam­men­finden können“, ergänzt Bellers. Das ist ein wichtiger Aspekt für die anwesenden Landwirte. Schon heute wird das Areal rege als Naherho­lungs­gebiet genutzt. Gleich­zeitig gehen die Landwirte hier ihrer täglichen Arbeit nach. Da bleiben Konflikte nicht aus. Vom Konzept Landwirt­schaftspark erhoffen sich die Landwirte durch die leicht zugäng­lichen Infor­ma­tionen mehr Wertschätzung und Verständnis für die Belange der Landwirt­schaft.

„Nach dem Klima­gut­achten, dass die Stadt Heidelberg in Auftrag gegeben hat, musste sogar die Firma Wild in den 90ern ihre Hallen nach der Windrichtung ausrichten. Das Airfield ist das Nadelöhr der für Bergheim und jetzt auch die Bahnstadt wichtigen Belüf­tungs­schneise. Hier sollte eher rückgebaut als bebaut werden, damit der Luftaus­tausch zum städti­schen Gebiet erhalten bleibt“, ergänzt Landwirt Martin Pfisterer.

Heinz Schmitt, Vorsit­zender des Stadt­teil­vereins Pfaffen­grund, merkt an, dass es schon viele Ideen für das Airfield gab, die im Pfaffen­grund aber nicht alle auf Gegen­liebe gestoßen sind: „Der Pfaffen­grund ist mit seiner Wohnbe­bauung entlang des Airfields am meisten von den Planungen betroffen. Wir wollen, dass auf dem Gelände eine bunte Mischung der Nutzung für Jung und Alt und der Landwirt­schaft entsteht. Aber bitte unter einer gewissen Aufsicht durch die Stadt und nicht eine große Partie­meile wo jeder machen kann was er will. Ich denke immer an so eine Art Luisenpark mit vielen Möglich­keiten.“

Moritz Bellers gibt den Anwesenden folgende Anregungen mit: „Für die Fläche Airfield, die momentan wie eine Insel zwischen den Stadt­teilen Kirchheim, Pfaffen­grund und Bahnstadt liegt, wäre eine Nutzungs­mi­schung ideal. Es gibt viele schöne Ideen, die auch nicht die gesamte Fläche beanspruchen. So könnte hier vielleicht eine Kombi­nation von vier Teilbe­reichen unter­kommen: Freizeit, Natur, Landwirt­schaft und auch ein Teil Ökonomie. Eine Mono-Nutzung halte ich für gefährlich und das Schlimmste wäre, das Airfield als Restfläche anzusehen und dort unter­zu­bringen, was anderenorts keinen Platz findet.

Auch der Stadt­teil­verein Kirchheim meldet sich zu Wort: „Zunächst sind wir froh, dass der Vorschlag der Grünen, den Betriebshof auf das Airfield zu verlegen vom Tisch ist. Und wir werden uns weiterhin dafür stark machen, dass eine Straßenbahn zur Anbindung von PHV nicht quer durch das Kirch­heimer Feld verläuft und wertvolle landwirt­schaft­liche Fläche vergeudet. Wir haben als Stadt­teil­verein den Beschluss gefasst, dass wir uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass keine landwirt­schaft­lichen Flächen mehr geopfert werden, “ so Stadt­teil­ver­eins­vor­sit­zender Jörn Fuchs.

„Das Airfield und die umlie­genden landwirt­schaft­lichen Flächen liegen auf Kirch­heimer Gemarkung. Hier darf nicht derselbe Fehler wie bei PHV gemacht werden: Von Beginn an muss die Verknüpfung mit dem Stadtteil und der Stadt­teil­mitte herge­stellt werden,“ wird von Kirch­heimer Seite ergänzt. „Auf der Fläche können viele Ideen umgesetzt werden, aber sie müssen alle mit der Landwirt­schaft und landwirt­schaft­licher Nutzung des Umfeldes kompa­tibel sein. Und wir wünschen keine Überfrachtung durch zu viele unter­schied­liche Projekte.“

Marliese Heldner, Stadt­rätin der unabhän­gigen Wähler­initiative Die Heidel­berger, berichtete aus ihrer Arbeit im Entwick­lungs­beirat Konversion, in dem Sie sich von 2012 – 2017 engagierte: „Dort wurde als Handlungsziel für die Konver­si­ons­flächen Folgendes definiert: Rückge­winnung, Quali­fi­zierung, Sicherung und Vernetzung von Landwirt­schafts­räumen, Grünflächen und Freiflächen. Von einer Rückge­winnung von landwirt­schaft­lichen Flächen ist im mittler­weile fortge­schrit­tenen Konver­si­ons­prozess jedoch nichts zu merken. Bei der Entwicklung von PHV ist eher das Gegenteil der Fall.“

„Deshalb ist es uns umso wichtiger, bei der Konver­si­ons­fläche Airfield die Landwirt­schaft ganz eng einzu­binden, deshalb haben wir die Landwirte heute einge­laden,“ ergänzt Frakti­ons­kol­legin Larissa Winter-Horn. „Die Landwirte und auch wir betrachten es realis­tisch: Von einer Rückge­winnung landwirt­schaft­licher Flächen müssen wir uns wohl verab­schieden. Umso wichtiger ist es jedoch, bei der Entwicklung dieser Konver­si­ons­fläche darauf zu achten, dass nicht noch mehr landwirt­schaft­liche Fläche verloren geht. Das sollte von Anfang an in die Planungen mit einbe­zogen werden.“

Ein Landwirt drückt es noch drasti­scher aus: „Wir Landwirte sind aktuell die größten Verlierer. Wir verlieren landwirt­schaft­liche Flächen für Infra­struk­tur­maß­nahmen und Bebauung. Und für Bebauung werden Ausgleichs­flächen benötigt. Dafür werden wieder landwirt­schaft­liche Fläche wegge­nommen. Es wäre das Mindeste, wenn Teile des Airfield als Ausgleichs­fläche genutzt werden könnten. Uns wurden tolle Ideen aufge­zeigt, wie sich die Natur auch versie­gelte Flächen zurück­holen kann. So etwas könnten wir uns mit Teilen der Landebahn vorstellen.“

„Das Gebiet um das Airfield bietet viele Möglich­keiten. Wir müssen jetzt die Poten­tiale ausloten und frühzeitig entscheiden, wohin die Reise gehen soll, um nicht unnötig Zeit und Ressourcen zu verschwenden. In der Zwischenzeit sind wir aber offen für Zwischen­nut­zungen, der Bedarf ist groß. Wir freuen uns auf einen ergeb­nis­of­fenen Austausch mit den Bürgern Heidel­bergs und den angren­zenden Stadt­teilen“, so Dr. Jan Gradel, Frakti­ons­vor­sit­zender der CDU.

Die bürger­lichen Fraktionen fassen abschließend zusammen: Das Gebiet um das Airfield wird schon heute als Naherho­lungs­gebiet von gleich mehreren Stadt­teilen genutzt. Das Projekt Landwirt­schaftspark bietet gute Voraus­set­zungen, um die Konver­si­ons­fläche Airfield als Naherho­lungs­gebiet auszu­bauen und gleich­zeitig einen wichtigen Beitrag für die Landwirt­schaft in Heidelberg zu leisten. Hier stehen ausrei­chend Flächen zur Verfügung, die von der Jugend und Vereinen genutzt werden können – Sport- und Begeg­nungs­flächen, die die Stadt und vor allem die angren­zenden Stadt­teile dringend benötigen.

„Wir machen uns dafür stark, dass der Prozess wieder angestoßen wird, die Pläne voran­ge­trieben werden und die Landwirte und Anlieger in diesen Prozess einge­bunden werden!“ So schließen die Vertreter der bürger­lichen Gemein­de­rats­frak­tionen ab und kündigen an, einen entspre­chenden Antrag im Gemein­derat einzu­bringen.