Larissa Winter-Horn, Fraktionsvorsitzende Die Heidelberger, zu den schwerwiegenden Folgen durch die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) in der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses, bei der auch die Projektleiterin von terranets bw anwesend war:
Wir verfolgen die Planungen zu einer Erdgasleitung bereits seit dem Jahr 2004. Bereits damals gab es große Proteste in der Heidelberger Bevölkerung, insbesondere im potenziell stark betroffenen Stadtteil Rohrbach. Die 2006 planfestgestellte Trasse im Bereich von Heidelberg orientiert sich zum Teil nicht an bestehenden Trassen und zerschneidet v.a. in den Stadtteilen Kirchheim und Rohrbach die Flur völlig. Besonders schwerwiegende Folgen hätte der Bau der SEL im Bereich des Landschaftsschutzgebietes Bergstraße in Rohrbach. Hier würde die kleinparzellige und strukturreiche Kulturlandschaft mit Biotopstrukturen und altem Rebbestand unwiederbringlich zerstört. Entsprechend groß ist der Widerstand gegen die Erdgasleitung in diesem Stadtteil.
Um die Hintergründe für die Proteste besser zu verstehen, möchte ich auf folgende Punkte hinweisen: Der Stadtteil Rohrbach, der bis Mitte des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich von der Landwirtschaft lebte, hat ab Mitte des 20. Jahrhunderts mehrere hundert Hektar landwirtschaftliche Flächen durch Bebauung und Verkehrswege verloren. Die Fläche für die erwerbsmäßige Landwirtschaft ist auf 50 ha Ackerland, 50 ha Weinberge und 10 ha Grünland geschrumpft. Die SEL würde davon weitere 36 ha verschlingen. Die verbliebenen Ackerflächen würden quasi einmal in West-Ost-Richtung zerschnitten und einmal in Nord-Süd-Richtung. Ich denke, damit kann sich jeder ausrechnen, wie viel für die Landwirtschaft und die Winzer übrig bleibt.
ES wird zwar immer wieder erwähnt, dass die Flächen nach ein paar Jahren wieder landwirtschaftlich genutzt werden können. Aber die Heidelberger Landwirte mit einer Erdgasleitung in ihren Feldern können Ihnen aufzeigen, dass gerade bei zunehmender Trockenheit die Flächen unter denen die Erdgasleitung liegt, stark beeinträchtigt sind. Von den fatalen Folgen für den Weinbau ganz zu schweigen: Alte Rebbestände von besonders hoher Qualität werden unwiederbringlich zerstört. Auf der Fläche, unter der sich die Erdgasleitung befindet, wird sich nie wieder qualitätvoller Wein erzeugen lassen. Die gerodeten Flächen außerhalb des Schutzstreifens benötigen 7 – 10 Jahre, bis die bisherigen Erträge wieder erreicht werden.
Das Beispielbild mit Rebbepflanzung über einer Erdgasleitung in der Präsentation von terranets bw zeigt die Erdgasleitung auf recht ebener weiter Fläche zwischen den Rebzeilen. Das ist in hiesigen Gebiet jedoch nicht realistisch. Es handelt sich hier um viel kleinere Parzellen und die Rebzeilen ziehen am Hang zum Teil in anderer Richtung. Und auch wenn hier Reben wieder angepflanzt werden dürfen, wird der Ertrag hier nie wieder derselbe sein wie zuvor – sowohl was die Quantität anbelangt als auch in Qualität. Das lässt sich auch durch einmalige Kompensationszahlungen nicht ausgleichen. Entsprechend werden die Grundstückseigentümer – und das sind in diesem kleinparzelligen, nicht flurbereinigten Gebiet sehr viele – alle Mittel ausschöpfen, um die Erdgasleitung in diesem Gebiet zu verhindern.
terranets bw sollte sich also darauf einstellen, dass das Verfahren etwas länger dauern könnte. Vielleicht wäre es sinnvoll, hier doch auf eine andere Trassenführung zu setzen?