30. Juni 2021 | Archiv

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“Larissa Winter-Horn” — Statement ‑Süddeutsche Erdgas­leitung

Larissa Winter-Horn, Frakti­ons­vor­sit­zende Die Heidel­berger, zu den schwer­wie­genden Folgen durch die Süddeutsche Erdgas­leitung (SEL) in der Sitzung des Stadt­ent­wick­lungs- und Bauaus­schusses, bei der auch die Projekt­lei­terin von terranets bw anwesend war:

Wir verfolgen die Planungen zu einer Erdgas­leitung bereits seit dem Jahr 2004. Bereits damals gab es große Proteste in der Heidel­berger Bevöl­kerung, insbe­sondere im poten­ziell stark betrof­fenen Stadtteil Rohrbach. Die 2006 planfest­ge­stellte Trasse im Bereich von Heidelberg orien­tiert sich zum Teil nicht an bestehenden Trassen und zerschneidet v.a. in den Stadt­teilen Kirchheim und Rohrbach die Flur völlig. Besonders schwer­wie­gende Folgen hätte der Bau der SEL im Bereich des Landschafts­schutz­ge­bietes Bergstraße in Rohrbach. Hier würde die klein­par­zellige und struk­tur­reiche Kultur­land­schaft mit Biotop­struk­turen und altem Rebbe­stand unwie­der­bringlich zerstört. Entspre­chend groß ist der Wider­stand gegen die Erdgas­leitung in diesem Stadtteil.

Um die Hinter­gründe für die Proteste besser zu verstehen, möchte ich auf folgende Punkte hinweisen: Der Stadtteil Rohrbach, der bis Mitte des 19. Jahrhun­derts fast ausschließlich von der Landwirt­schaft lebte, hat ab Mitte des 20. Jahrhun­derts mehrere hundert Hektar landwirt­schaft­liche Flächen durch Bebauung und Verkehrswege verloren. Die Fläche für die erwerbs­mäßige Landwirt­schaft ist auf 50 ha Ackerland, 50 ha Weinberge und 10 ha Grünland geschrumpft. Die SEL würde davon weitere 36 ha verschlingen. Die verblie­benen Acker­flächen würden quasi einmal in West-Ost-Richtung zerschnitten und einmal in Nord-Süd-Richtung. Ich denke, damit kann sich jeder ausrechnen, wie viel für die Landwirt­schaft und die Winzer übrig bleibt.

ES wird zwar immer wieder erwähnt, dass die Flächen nach ein paar Jahren wieder landwirt­schaftlich genutzt werden können. Aber die Heidel­berger Landwirte mit einer Erdgas­leitung in ihren Feldern können Ihnen aufzeigen, dass gerade bei zuneh­mender Trockenheit die Flächen unter denen die Erdgas­leitung liegt, stark beein­trächtigt sind. Von den fatalen Folgen für den Weinbau ganz zu schweigen: Alte Rebbe­stände von besonders hoher Qualität werden unwie­der­bringlich zerstört. Auf der Fläche, unter der sich die Erdgas­leitung befindet, wird sich nie wieder quali­tät­voller Wein erzeugen lassen. Die gerodeten Flächen außerhalb des Schutz­streifens benötigen 7 – 10 Jahre, bis die bishe­rigen Erträge wieder erreicht werden.

Das Beispielbild mit Rebbe­pflanzung über einer Erdgas­leitung in der Präsen­tation von terranets bw zeigt die Erdgas­leitung auf recht ebener weiter Fläche zwischen den Rebzeilen. Das ist in hiesigen Gebiet jedoch nicht realis­tisch. Es handelt sich hier um viel kleinere Parzellen und die Rebzeilen ziehen am Hang zum Teil in anderer Richtung. Und auch wenn hier Reben wieder angepflanzt werden dürfen, wird der Ertrag hier nie wieder derselbe sein wie zuvor – sowohl was die Quantität anbelangt als auch in Qualität. Das lässt sich auch durch einmalige Kompen­sa­ti­ons­zah­lungen nicht ausgleichen. Entspre­chend werden die Grund­stücks­ei­gen­tümer – und das sind in diesem klein­par­zel­ligen, nicht flurbe­rei­nigten Gebiet sehr viele – alle Mittel ausschöpfen, um die Erdgas­leitung in diesem Gebiet zu verhindern.

terranets bw sollte sich also darauf einstellen, dass das Verfahren etwas länger dauern könnte. Vielleicht wäre es sinnvoll, hier doch auf eine andere Trassen­führung zu setzen?