Wir sind enttäuscht vom Masterplanverfahren! Schon die erste Entwurfsphase hat uns nicht vom Hocker gehauen, wirklich zukunftsweisende Visionen sind ausgeblieben. Und im weiteren Verlauf haben sich die Entwürfe immer mehr angenähert und die wenigen zukunftsweisenden Ideen wurden gestrichen, weil die Planer nicht mehr frei waren bzw. nicht den Mut hatten, sich gegen eine lautstarke Gruppierung zu behaupten.
Als Mitglieder des Forums haben wir den Prozess vor allem als eine Abwehrschlacht wahrgenommen – gegen eine weitere Neckarquerung und gegen die Bebauung des Hühnersteins oder gar weiterer Flächen. Visionäre Ideen und eine zukunftsorientierte Campusentwicklung sind auf der Strecke geblieben. Ergebnis sind nun die Entwürfe, die mit dem geringsten Widerstand zu rechnen haben. Für diesen Minimalkonsens wurde ein enormer Aufwand betrieben.
Wir möchten insbesondere auf zwei wesentliche Themen eingehen:
Innenentwicklung vor Außenentwicklung
Es wird alles zusammengepfercht, um ja nicht zu erweitern. Der Campus wird extrem verdichtet, die geplanten Freiflächen sind nur noch Räume zwischen den Gebäuden mit wenig Aufenthaltsqualität. Die geforderten Flächen-Bedarfe werden nur mit Nutzung der zweiten und dritten Untergeschossen erreicht. Wir teilen den Ansatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ absolut, es soll so wenig Fläche wie möglich verbraucht werden. Es hat auch nie jemand infrage gestellt, dass das Handschuhsheimer Feld für landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzung erhalten bleiben soll. Aber es ist für uns nicht nachvollziehbar, weshalb der Hühnerstein – eine Fläche, die im Eigentum des Landes liegt und für die bereits Baurecht besteht, nicht als Entwicklungsfläche genutzt werden kann. In der Tat halten wir die Gewann Hühnerstein für eine Erweiterung der Kliniken – die am stärksten auf die Nähe zum Klinikring angewiesen sind, für wenig geeignet. Deshalb haben wir gemeinsam Mit CDU und FDP beantragt, dass die Projektträger Kontakt zu den Sportvereinen aufnehmen, um einen Flächentausch zu eruieren. Durch einen Flächentausch könnten auf einem Teil des Hühnersteins moderne Sportflächen entstehen, mit vielen Vorteilen für die Vereine und gleichzeitig würden Flächen in unmittelbarer Nähe des Klinikrings für Erweiterungen frei.
Verbesserung der verkehrlichen Anbindung
Die Verbesserung der verkehrlichen Anbindung war neben den Entwicklungsmöglichkeiten einer der wichtigsten Punkte, weshalb der Masterplan-Prozess – wohlgemerkt auf Antrag der Fraktion die Heidelberger im Frühjahr 2015 – angestoßen wurde. Gerade die Verkehrsprobleme sehen wir im aktuellen Planungsstand nicht gelöst: Die Planer haben sich nicht getraut, die Erschließungsvariante zu wählen, die laut Gutachten die beste Bewertung bei der Reduktion des Individualverkehrs und bei der CO2-Einsparung bekommt – die Variante mit Brücke für Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV!
Wir können es uns nicht leisten, die Potenziale nicht auszuschöpfen, um das beste Ergebnis für unsere Stadt zu erhalten. Deshalb haben wir gemeinsam mit CDU und FDP beantragt, eine Brücke zumindest für Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV zu bauen. Nur so können wir erreichen, dass möglichst viele Personen auf den ÖPNV umsteigen! Nur so kann Bergheim und insbesondere die Mittermaier- und Bergheimer Straße entlastet werden! Mit den Plänen von Astoc und Höger bleibt Bergheim auf der Strecke!
Flächen außerhalb des Neuenheimer Feldes könnten für wissenschaftliche Einrichtungen genutzt werden, wenn Sie eine direkte und schnelle Verbindung ins Neuenheimer Feld haben. Hierbei wird immer wieder PHV genannt. Gleichzeitig verschließt man sich gegenüber einer ÖPNV-Anbindung über eine zusätzliche Neckarquerung, die die direkteste und schnellste Anbindung nach Wieblingen, Pfaffengrund, Bahnstadt und Kirchheim bzw. PHV ermöglichen würde. Wenn man den Boden noch weiter spannt, könnte sogar Mannheim direkt angebunden werden. Es ist ein Fehler, nur innerhalb des Neuenheimer Feldes nachzudenken und die anderen Stadtteile außen vorzulassen, sodass dort nur keine Veränderung eintritt. Wir müssen stadtweit denken, genau genommen müssen wir die gesamte Region in den Blick nehmen. Denn wir wissen, dass der Großteil der Pendler ins Neuenheimer Feld nicht aus Heidelberg einpendelt.
Und schließlich haben wir ergänzend noch Park-and-Ride-Plätze an den Stadteingängen beantragt.
Es ist richtig, dass Park-and-Ride-Plätze möglichst quell nah an Haltestellen der Schiene geplant werden sollten. Aber wir werden auch um Park-and-Ride-Plätze am Stadtrand nicht herumkommen, um diejenigen Menschen abzufangen, die an ihrem Wohnort schlecht an den ÖPNV angebunden sind. Weshalb gibt es hierfür im Norden ein Denkverbot?
Wer das Ziel des Masterplanverfahrens ernst nimmt, „das Universitätsgebiet als nachhaltigen Wissenschafts- und Forschungsstandort von internationalem Rang zu sichern, weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen“, müsste unseren Ergänzungen zustimmen. Denn Annäherung der Entwürfe in der Konsolidierungsphase gibt keine ausreichenden Antworten auf diese zentrale Fragestellung.
Leider haben wir im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen keine Mehrheit für unsere Forderungen bekommen. Stattdessen hat die grün-rote Mehrheit, den Kompromiss, der im Masterplanverfahren mühevoll erarbeitet wurde, mit vielen Ergänzungen einseitig verändert. Sodass die Entwicklungsperspektiven für die Wissenschaft in weite Ferne rücken, ebenso wie die Lösung der Verkehrsprobleme. Wir haben dem nicht zugestimmt und es bleibt spannend, ob die Akteure mit diesen Änderungen an Board bleiben oder ob das Masterplanverfahren erneut gekippt wird wegen der Uneinsichtigkeit der Mehrheit des Heidelberger Gemeinderates.