21. Februar 2022 | Archiv

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Masterplan Im Neuen­heimer Feld – Konso­li­die­rungs­phase und weiteres Vorgehen

Wir sind enttäuscht vom Master­plan­ver­fahren! Schon die erste Entwurfs­phase hat uns nicht vom Hocker gehauen, wirklich zukunfts­wei­sende Visionen sind ausge­blieben. Und im weiteren Verlauf haben sich die Entwürfe immer mehr angenähert und die wenigen zukunfts­wei­senden Ideen wurden gestrichen, weil die Planer nicht mehr frei waren bzw. nicht den Mut hatten, sich gegen eine lautstarke Gruppierung zu behaupten.

Als Mitglieder des Forums haben wir den Prozess vor allem als eine Abwehr­schlacht wahrge­nommen – gegen eine weitere Neckar­querung und gegen die Bebauung des Hühner­steins oder gar weiterer Flächen. Visionäre Ideen und eine zukunfts­ori­en­tierte Campus­ent­wicklung sind auf der Strecke geblieben. Ergebnis sind nun die Entwürfe, die mit dem geringsten Wider­stand zu rechnen haben. Für diesen Minimal­konsens wurde ein enormer Aufwand betrieben.

Wir möchten insbe­sondere auf zwei wesent­liche Themen eingehen:

Innen­ent­wicklung vor Außen­ent­wicklung

Es wird alles zusam­men­ge­pfercht, um ja nicht zu erweitern. Der Campus wird extrem verdichtet, die geplanten Freiflächen sind nur noch Räume zwischen den Gebäuden mit wenig Aufent­halts­qua­lität. Die gefor­derten Flächen-Bedarfe werden nur mit Nutzung der zweiten und dritten Unter­ge­schossen erreicht. Wir teilen den Ansatz „Innen­ent­wicklung vor Außen­ent­wicklung“ absolut, es soll so wenig Fläche wie möglich verbraucht werden. Es hat auch nie jemand infrage gestellt, dass das Handschuh­sheimer Feld für landwirt­schaft­liche und gärtne­rische Nutzung erhalten bleiben soll. Aber es ist für uns nicht nachvoll­ziehbar, weshalb der Hühner­stein – eine Fläche, die im Eigentum des Landes liegt und für die bereits Baurecht besteht, nicht als Entwick­lungs­fläche genutzt werden kann. In der Tat halten wir die Gewann Hühner­stein für eine Erwei­terung der Kliniken – die am stärksten auf die Nähe zum Klini­kring angewiesen sind, für wenig geeignet. Deshalb haben wir gemeinsam Mit CDU und FDP beantragt, dass die Projekt­träger Kontakt zu den Sport­ver­einen aufnehmen, um einen Flächen­tausch zu eruieren. Durch einen Flächen­tausch könnten auf einem Teil des Hühner­steins moderne Sport­flächen entstehen, mit vielen Vorteilen für die Vereine und gleich­zeitig würden Flächen in unmit­tel­barer Nähe des Klinik­rings für Erwei­te­rungen frei.

Verbes­serung der verkehr­lichen Anbindung

Die Verbes­serung der verkehr­lichen Anbindung war neben den Entwick­lungs­mög­lich­keiten einer der wichtigsten Punkte, weshalb der Masterplan-Prozess – wohlge­merkt auf Antrag der Fraktion die Heidel­berger im Frühjahr 2015 – angestoßen wurde. Gerade die Verkehrs­pro­bleme sehen wir im aktuellen Planungs­stand nicht gelöst: Die Planer haben sich nicht getraut, die Erschlie­ßungs­va­riante zu wählen, die laut Gutachten die beste Bewertung bei der Reduktion des Indivi­du­al­ver­kehrs und bei der CO2-Einsparung bekommt – die Variante mit Brücke für Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV!

Wir können es uns nicht leisten, die Poten­ziale nicht auszu­schöpfen, um das beste Ergebnis für unsere Stadt zu erhalten. Deshalb haben wir gemeinsam mit CDU und FDP beantragt, eine Brücke zumindest für Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV zu bauen. Nur so können wir erreichen, dass möglichst viele Personen auf den ÖPNV umsteigen! Nur so kann Bergheim und insbe­sondere die Mitter­maier- und Bergheimer Straße entlastet werden! Mit den Plänen von Astoc und Höger bleibt Bergheim auf der Strecke!

Flächen außerhalb des Neuen­heimer Feldes könnten für wissen­schaft­liche Einrich­tungen genutzt werden, wenn Sie eine direkte und schnelle Verbindung ins Neuen­heimer Feld haben. Hierbei wird immer wieder PHV genannt. Gleich­zeitig verschließt man sich gegenüber einer ÖPNV-Anbindung über eine zusätz­liche Neckar­querung, die die direk­teste und schnellste Anbindung nach Wieblingen, Pfaffen­grund, Bahnstadt und Kirchheim bzw. PHV ermög­lichen würde. Wenn man den Boden noch weiter spannt, könnte sogar Mannheim direkt angebunden werden. Es ist ein Fehler, nur innerhalb des Neuen­heimer Feldes nachzu­denken und die anderen Stadt­teile außen vorzu­lassen, sodass dort nur keine Verän­derung eintritt. Wir müssen stadtweit denken, genau genommen müssen wir die gesamte Region in den Blick nehmen. Denn wir wissen, dass der Großteil der Pendler ins Neuen­heimer Feld nicht aus Heidelberg einpendelt.

Und schließlich haben wir ergänzend noch Park-and-Ride-Plätze an den Stadt­ein­gängen beantragt.

Es ist richtig, dass Park-and-Ride-Plätze möglichst quell nah an Halte­stellen der Schiene geplant werden sollten. Aber wir werden auch um Park-and-Ride-Plätze am Stadtrand nicht herum­kommen, um dieje­nigen Menschen abzufangen, die an ihrem Wohnort schlecht an den ÖPNV angebunden sind. Weshalb gibt es hierfür im Norden ein Denkverbot?

Wer das Ziel des Master­plan­ver­fahrens ernst nimmt, „das Univer­si­täts­gebiet als nachhal­tigen Wissen­schafts- und Forschungs­standort von inter­na­tio­nalem Rang zu sichern, weiter­zu­ent­wi­ckeln und zukunfts­fähig zu machen“, müsste unseren Ergän­zungen zustimmen. Denn Annäherung der Entwürfe in der Konso­li­die­rungs­phase gibt keine ausrei­chenden Antworten auf diese zentrale Frage­stellung.

Leider haben wir im Ausschuss für Stadt­ent­wicklung und Bauen keine Mehrheit für unsere Forde­rungen bekommen. Statt­dessen hat die grün-rote Mehrheit, den Kompromiss, der im Master­plan­ver­fahren mühevoll erarbeitet wurde, mit vielen Ergän­zungen einseitig verändert. Sodass die Entwick­lungs­per­spek­tiven für die Wissen­schaft in weite Ferne rücken, ebenso wie die Lösung der Verkehrs­pro­bleme. Wir haben dem nicht zugestimmt und es bleibt spannend, ob die Akteure mit diesen Änderungen an Board bleiben oder ob das Master­plan­ver­fahren erneut gekippt wird wegen der Unein­sich­tigkeit der Mehrheit des Heidel­berger Gemein­de­rates.