Landwirtschaftliche Bereiche werden, nicht erst seit der Corona-Pandemie, durch die Bevölkerung vermehrt für Freizeitaktivitäten genutzt. Spaziergänger, Radfahrer, Freizeitsportler und Hundehalter suchen Erholung in der Natur. Was per se nichts Schlechtes ist. Aber gleichzeitig gehen die Landwirte hier ihrer Arbeit nach.
Aus verschiedenen Heidelberger Stadtteilen sind Landwirte auf uns zugekommen und haben von ihren Problemen berichtet. In Rohrbach gab es im Juni 2020 auch einen Vororttermin dem zuständigen Dezernenten, bei dem die Probleme vorgebracht wurden.
Es wird gegen Rechtsvorschriften verstoßen und dabei werden landwirtschaftliche Kulturen und geschützte Biotope beeinträchtigt sowie Verkehrsteilnehmer und Bewirtschafter behindert und gefährdet:
· Erhöhtes Verkehrsaufkommen auf Feldwegen und zu hohe Geschwindigkeiten – auch bei Radfahrern
· Betreten, Befahren und Parken auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Biotopen
· Riskantes Überholen von landwirtschaftlichen Fahrzeuge
· Hinterlassen von Müll
· Vandalismus: An den Infotafeln und Bänken des Erlebniswanderwegs Wein und Kultur sowie bereits mehrfach an der Prognose-Wetterstation
Deshalb haben die Gemeinderatsfraktionen CDU und Die Heidelberger im Oktober 2020 einen gemeinsamen Antrag eingebracht, in dem sie die Stadtverwaltung auffordern, Lösungsvorschläge zu erarbeiten, um die zunehmenden Verstöße gegen Rechtsvorschriften im landwirtschaftlichen Bereich und daraus hervorgehender Beeinträchtigung von Landwirten/innen, landwirtschaftlichen Kulturen und geschützten Biotopen zu unterbinden.
Zur Verminderung der Probleme könnte eine öffentlichkeitswirksame Aufklärungskampagne sinnvoll sein – in Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass viele Menschen sich dessen gar nicht bewusst sind, dass sie durch ihr Verhalten Probleme bereiten.
Aber auch vermehrte Kontrollen: Früher gab es den sogenannten Feldschütz, der den landwirtschaftlichen Bereich kontoliiert hat. Später sind die Landwirte zusammen mit der Polizei in der Hochsaison Feldstreife gefahren, aber auch das findet mehr oder weniger nicht mehr statt.
Bürgermeister Erichson, der 2020 noch für die landwirtschaftlichen Flächen zuständig war, hat selbst vorgeschlagen, den Zuständigkeitsbereich des KOD auf die landwirtschaftlichen Flächen auszuweiten. Zusätzlich sollte der fließende Verkehr dort wieder vermehrt von der Polizei kontrolliert werden (Feldstreife). So haben es CDU und Die Heidelberger auch beantragt.
Die Heidelberger Landwirte wollen sich gerne an der Erarbeitung der Lösungen beteiligen und können v.a. die kritischen Bereiche in den Stadtteilen identifizieren, um den Aufwand zu reduzieren.
Ein wichtiger Punkt ist für uns Gemeinderäte allerdings auch eine öffentlichkeitswirksame Aufklärungskampagne, mit der wir auf die Probleme aufmerksam machen und an ein rücksichtsvolles Verhalten der Bevölkerung appellieren. Auch weil uns immer wieder das mangelnde Wissen und Verständnis in der Bevölkerung auffällt. Wir möchten hier Kommunikation statt Konfrontation setzen.
Leider hat die Verwaltung entschieden, dass sich erst im Mai 2021 der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität mit diesem Thema auseinandersetzen soll. Maßnahmen können dann erst noch viel später ergriffen werden. Selbst der Hinweis, dass Maßnahmen bereits im April ergriffen werden müssten, wenn die Hauptsaison der Landwirte beginnt, hat daran nichts geändert.
Deshalb haben die beiden antragstellenden Gemeinderatsfraktionen CDU und Die Heidelberger beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Landwirte zumindest schon ein Stück weit zu unterstützen:
CDU und Die Heidelberger spenden den fünf Stadtteilen, in denen Landwirtschaft betrieben wird, je zehn Feldrandschilder als Beginn einer öffentlichkeitswirksame Aufklärungskampagne.
Auf diesen Feldrandschildern, wird zum einen daran erinnert, was für ein gutes Miteinander in Flur und Feld wichtig ist, zum anderen wird über die Arbeit der Landwirte und ihre Erzeugnisse informiert.
Sie werden in Kürze an den Feldern aufgestellt. Und die Aktion wird in den Medien begleitet.
Für ein gutes Miteinander auf Feld und Flur sind Regeln zu berücksichtigen, wie z.B.:
1) Landwirtschaftlich genutzte Flächen dürfen laut Landesnaturschutzgesetz während der Nutzzeit (in der Regel zwischen Saat und Ernte, bei Grünland die Zeit des Aufwuchses und der Beweidung) nicht betreten werden – egal ob sie eingezäunt sind oder nicht.
2) Feld- und Wiesenwege haben viele Funktionen. Für die Landwirte/innen führen diese in erster Linie zu ihren Arbeitsplätzen, auf denen sie regionale Lebensmittel und Futter für Tiere erzeugen. Landwirtschaftliche Maschinen sind breit und schwer zu manövrieren – ihnen sollte Vorfahrt gewährt werden. Freizeitsportlern oder Spaziergängern fällt es leichter, auf den Randstreifen auszuweichen. Parkende Fahrzeuge erschweren ebenfalls oft die Arbeit der Landwirte/innen.
3) Die Beschilderung ‚Landwirtschaftlicher Verkehr frei‘ ist zu beachten – solche Wege dürfen nach Straßenverkehrsordnung von privaten Fahrzeugen nicht befahren werden.
4) Frei laufende Hunde können Weidetiere in Panik versetzen und Wildtiere sowie Vögel aufschrecken. Sie sollten weiterhin nicht auf bestellten Ackerflächen oder Wiesen rennen.
Sollte dies nicht gewährleistet werden können, sollten sie besser an der Leine geführt werden. Hinterlassenschaften von Hunden auf Wiesen und Äckern, auf denen Lebens- und Futtermittel erzeugt werden, können nicht toleriert werden.
5) Wiesen und Felder sind keine Müllhalden: Weggeworfene Flaschen, vergessenes Hundespielzeug, Einwegverpackungen, Scherben oder Dosen können ins Futter von Nutztieren gelangen und die Tiere lebensgefährlich verletzen, ebenso Wildtiere. Außerdem können diese Gegenstände teure Schäden an Maschinen verursachen.
6) Respektvolles Miteinander anstatt Anfeindungen: Landwirte sind leider vermehrt Anfeindungen aus der Bevölkerung ausgesetzt. Vor allem wenn gedüngt wird oder Pflanzenschutz betrieben wird. Statt Anfeindungen sollte eher der Dialog gesucht werden. Die Landwirte sind für Fragen offen und erklären gerne, was sie tun und warum.
Wir alle wünschen uns regionale Lebensmittel. Dazu benötigen wir auch regionale Landwirtschaft. Und indem wir alle uns an diese wenigen Regeln halten, können wir unseren Landwirten hier vor Ort das Lebens ein großes Stück leichter machen und unsere Kulturlandschaft erhalten!
Nächste Schritte:
Wir würden gerne den neuen Dezernenten für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität gemeinsam mit den Mitgliedern des neu gebildeten Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität – insofern es möglich ist – im Mai zu einem Vororttermin mit den Landwirten einladen, damit sie sich selbst ein Bild von der Situation machen können.
Hier haben Sie noch folgende Links zum nachlesen: