Hermann Maas wurde 1877 geboren und studierte evangelische Theologie. Von 1915 – 1943 war er Pfarrer in der Heiliggeistkirche in Heidelberg. Schon früh hat er sich für sozial benachteiligte Menschen eingesetzt und unter anderem dafür gesorgt, dass der Stadtteil Pfaffengrund geplant und gebaut wurde. Denn die Verhältnisse für die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Altstadt waren prekär und er wusste, dass dies einer Verbesserung bedarf. Sein lebenslanges Interesse war die friedliche Verständigung der Völker und Religionen – so hat er sich im Nationalsozialismus als Pionier in besonderer Weise für verfolgte Juden eingesetzt und vielen zur Flucht verholfen.
Alle vier Jahre wird in Heidelberg der Hermann-Maas-Preis an Persönlichkeiten verliehen, die sich insbesondere für Menschen in unserer Gesellschaft und den christlich-jüdischen Dialog einsetzen. In diesem Jahr wurde im feierlichen Ambiente der Heiliggeistkirche der Preis an Margot Friedländer und den Verein Zweitzeugen e.V. verliehen. „Margot Friedländers unerschütterliches, persönliches Bemühen, als Zeitzeugin die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten, und ihre ebenso unerschütterliche, tiefe Menschenliebe, die für Versöhnung und Hoffnung unter allen Völkern und Nationen einsteht, beeindrucken uns zutiefst“, begründete Christof Ellsiepen, Vorsitzender der Hermann-Maas-Stiftung, die Entscheidung der Jury. Landesbischöfin Heike Springhart hielt die Laudatio, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Kulturamtsleiterin Andrea Edel sprachen für die Stadt Heidelberg und die Jury der Hermann-Maas-Stiftung.
Margot Friedländer, die in diesem Jahr 103 Jahre alt wird, musste als junger Mensch erleben, wie ihre Mutter und ihr Bruder von der Gestapo verhaftet und am Ende getötet wurden. Ihre Mutter hat ihr einen letzten Satz mit auf den Weg gegeben: „Versuche, dein Leben zu machen.“ Margot Friedländer hat die Lagerhaft in Theresienstadt überlebt und ist mit ihrem Mann in die USA emigriert. Vor 15 Jahren kam sie zurück nach Deutschland. Unvorstellbar, denn sie kam in das Land zurück, in dem ihr als junge Frau und ihrer Familie so viel Schlimmes widerfahren ist. Doch sie kam mit der Mission zurück, Menschlichkeit zu leben, Menschlichkeit zu zeigen und andere aufzufordern, Mensch zu sein.
Mit dem Bewusstsein, dass sie selbst nicht mehr lange von den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges und des Holocaust berichten kann, war sie gerne bereit, den Preis mit dem Verein Zweitzeuge e.V. zu teilen. Der Verein ermutigt überwiegend junge Menschen, durch das Weitergeben der Geschichten von Überlebenden des Holocaust selbst zu zweiten Zeugen zu werden, und sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen im Heute einzusetzen. Junge Menschen sprechen mit Zeitzeugen über ihre Geschichten, sie schreiben sie nieder, bereiten sie u.a medial auf und erzählen sie weiter, damit sie so im Bewusstsein von uns allen bestehen bleiben. Die Worte von Margot Friedländer müssen uns Mahnung sein. Wir selbst müssen Verantwortung übernehmen, die Erinnerung wachhalten und dafür Sorge tragen, dass so etwas nie wieder geschieht!