1. November 2024 | Aktuelles

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Hermann-Maas-Preis geht an Margot Fried­länder und ZWEIT­ZEUGEN e.V.

Hermann Maas wurde 1877 geboren und studierte evange­lische Theologie. Von 1915 – 1943 war er Pfarrer in der Heilig­geist­kirche in Heidelberg. Schon früh hat er sich für sozial benach­tei­ligte Menschen einge­setzt und unter anderem dafür gesorgt, dass der Stadtteil Pfaffen­grund geplant und gebaut wurde. Denn die Verhält­nisse für die Arbei­te­rinnen und Arbeiter in der Altstadt waren prekär und er wusste, dass dies einer Verbes­serung bedarf. Sein lebens­langes Interesse war die fried­liche Verstän­digung der Völker und Religionen – so hat er sich im Natio­nal­so­zia­lismus als Pionier in beson­derer Weise für verfolgte Juden einge­setzt und vielen zur Flucht verholfen.

Alle vier Jahre wird in Heidelberg der Hermann-Maas-Preis an Persön­lich­keiten verliehen, die sich insbe­sondere für Menschen in unserer Gesell­schaft und den christlich-jüdischen Dialog einsetzen. In diesem Jahr wurde im feier­lichen Ambiente der Heilig­geist­kirche der Preis an Margot Fried­länder und den Verein Zweit­zeugen e.V. verliehen. „Margot Fried­länders unerschüt­ter­liches, persön­liches Bemühen, als Zeitzeugin die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten, und ihre ebenso unerschüt­ter­liche, tiefe Menschen­liebe, die für Versöhnung und Hoffnung unter allen Völkern und Nationen einsteht, beein­drucken uns zutiefst“, begründete Christof Ellsiepen, Vorsit­zender der Hermann-Maas-Stiftung, die Entscheidung der Jury. Landes­bi­schöfin Heike Springhart hielt die Laudatio, Oberbür­ger­meister Eckart Würzner und Kultur­amts­lei­terin Andrea Edel sprachen für die Stadt Heidelberg und die Jury der Hermann-Maas-Stiftung.

Margot Fried­länder, die in diesem Jahr 103 Jahre alt wird, musste als junger Mensch erleben, wie ihre Mutter und ihr Bruder von der Gestapo verhaftet und am Ende getötet wurden. Ihre Mutter hat ihr einen letzten Satz mit auf den Weg gegeben: „Versuche, dein Leben zu machen.“ Margot Fried­länder hat die Lagerhaft in There­si­en­stadt überlebt und ist mit ihrem Mann in die USA emigriert. Vor 15 Jahren kam sie zurück nach Deutschland. Unvor­stellbar, denn sie kam in das Land zurück, in dem ihr als junge Frau und ihrer Familie so viel Schlimmes wider­fahren ist. Doch sie kam mit der Mission zurück, Mensch­lichkeit zu leben, Mensch­lichkeit zu zeigen und andere aufzu­fordern, Mensch zu sein.

Mit dem Bewusstsein, dass sie selbst nicht mehr lange von den Gescheh­nissen des zweiten Weltkrieges und des Holocaust berichten kann, war sie gerne bereit, den Preis mit dem Verein Zweit­zeuge e.V. zu teilen. Der Verein ermutigt überwiegend junge Menschen, durch das Weiter­geben der Geschichten von Überle­benden des Holocaust selbst zu zweiten Zeugen zu werden, und sich gegen Antise­mi­tismus und andere Diskri­mi­nie­rungs­formen im Heute einzu­setzen. Junge Menschen sprechen mit Zeitzeugen über ihre Geschichten, sie schreiben sie nieder, bereiten sie u.a medial auf und erzählen sie weiter, damit sie so im Bewusstsein von uns allen bestehen bleiben. Die Worte von Margot Fried­länder müssen uns Mahnung sein. Wir selbst müssen Verant­wortung übernehmen, die Erinnerung wachhalten und dafür Sorge tragen, dass so etwas nie wieder geschieht!