16. Januar 2021 | Archiv

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Infor­ma­tionen zu den geplanten Baumfäl­lungen im Mühltal

Am 22.12.2020 hat sich bei uns in der Fraktion ein besorgter Bürger wegen der vielen markierten Bäume im Handschuh­sheimer Mühltal gemeldet. Da wir uns im Spätsommer bei einer Waldbe­gehung einmal wieder ein Bild von der guten Arbeit des Forst­amtes Heidelberg machen konnten, waren wir verwundert und haben beim Forstamt nachgehakt, worauf wir noch am selben Tag diese ausführ­liche Antwort erhielten – die wir Ihnen nicht vorent­halten möchten, damit Sie sich ein eigenes Bild von den geplanten Baumfäl­lungen machen können:
Bei dem Eingriff, den Herr Dr. Trietsch vor Augen hat, handelt es sich in erster Linie um eine Maßnahme zur Herstellung der Verkehrs­si­cherheit entlang des Waldwegs. Die dort stehenden Esskas­tanien sind überwiegend durch­ge­wachsene Stockaus-schläge, die an sich schon wenig stabil sind und nun auch noch durch Krank­heiten und Schäd­linge (Esskas­tanien-Gallwespe und Esskas­tanien-Rinden­krebs) befallen sind. Weiterhin werden wir bei dieser Gelegenheit einige Fichten entnehmen, welche aus heutiger Sicht dort aufgrund natur­schutz­fach­licher Erwägungen gefällt werden sollten. Oberhalb des Weges handelt es sich um eine „ganz normale“ Durch­forstung, die der Stabi­li­sierung und der Bestands­pflege dient. Aufgrund der zwischen­zeitlich etwas günsti­geren Marktlage erwarten wir auch akzep­table Absatz­be­din­gungen für das Holz. Dadurch organi­sieren wir neben der hochwer­tigen Verwendung des Rohstoffs auch die Erzielung von Einnahmen, was ebenfalls zum Zielsystem des Stadt­forst­be­triebs gehört.
Zu den weiteren allgemein gehal­tenen Auslas­sungen von Dr. Trietsch möchte ich noch folgende Anmer­kungen machen:
• Eine mögliche nachteilige Verän­derung des Luftstroms aus dem Mühltal durch den forst­lichen Eingriff erschließt sich mir nicht. Die Fällung einiger Bäume führt vermutlich nicht zum Abriss des kühlenden Luftstroms aus dem Wald sondern wird diesen eher begüns­tigen.
• Die Verjüngung der Flächen wird mit dieser Maßnahme nicht bezweckt. Anderer­seits ist die Vorstellung, die Waldver­jüngung durch die Entnahme der großen Bäume zu stimu­lieren, in sich durchaus schlüssig und auch gängige Praxis. Das gehört zum kleinen 1X1 der Forst­wirt­schaft und ist gerade in naturnah wirtschaf­tenden Forst­be­trieben die erste Wahl bei der Waldver­jüngung.
• Anders als von Dr. Trietsch darge­stellt, ist sich die Fachwelt einig, dass insbe­sondere bewirt­schaftete Wälder einen positiven Beitrag zur nachhal­tigen CO2-Minderung leisten. Eine sehr gute Übersicht zum Stand der Forschung in diesem Themen­komplex hat Prof. a.D. Roland Irslinger (ehemals Fachhoch­schule Rottenburg) zusam­men­ge­stellt, die ich zu Ihrer Kenntnis in den Anhang lege. Wir richten uns bei der Bewirt­schaftung des Stadt­waldes in erster Linie an der Eigen­tü­mer­ziel­setzung aus, die durch die Forst­ein­richtung konkre­ti­siert und beschlossen wurde. In fachlichen Fragen halten wir uns an die wissen­schaftlich fundierten Erkennt­nisse der Univer­si­täten und Forschungs­ein­rich­tungen. Einschlägige Auftrags­studien von Umwelt­ver­bänden sind mir bekannt, dienen uns aber nicht als Richt­schnur bei der Bewirt­schaftung des Stadt­waldes.
• Insbe­sondere die rein natür­liche Entwicklung von Wäldern ist im Kontext des sich verschär­fenden Klima­wandels leider auch kritisch zu betrachten. Denn die natür­liche Entwicklung erfolgt äußerst langsam und kann mit den dynami­schen Klima­ver­än­de­rungen nicht mithalten. Wenn wir keinen flächen­haften Waldverlust in Kauf nehmen möchten, ist die Begleitung und behutsame Steuerung dieser Entwicklung mit einem abgewo­genen Management die bessere Wahl. Daran arbeiten wir und sind auch der Überzeugung, dass wir dieser Heraus­for­derung gerecht sind.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Hinter­gründe unserer geplanten Hiebs­maß­nahmen verständlich machen. Wenn Sie sich unseren Stadtwald ansehen, urteilen Sie bitte selbst, ob Sie darin eher einen natur­nahen Wald oder eine „Holzplantage“ erkennen.