3. November 2024 | Aktuelles

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Sperr­zeiten in der Altstadt

Ist Heidelberg an Arroganz und Ignoranz, noch zu überbieten?

Heidelberg und das Nacht­leben. Man sollte glauben, dass dieses Paar, niemals zu trennen ist. Doch, wir wurden eines Besseren belehrt. Die Altstadt. Bekannt für ihren Charme und diese unglaub­liche Atmosphäre. Seit Jahrhun­derten zieht es einhei­misch ebenso wie Touristen, in Heidel­bergs­ge­schichts­trächtige Kneipen, Cafès und Gaststätten. Genera­tionen von Menschen, Jung und Alt, erlebten dort unver­gess­liche Stunden, an die sie gern zurück­denken und mit einem wissenden Lächeln im Gesicht, davon erzählen. Ebensodie ansäs­sigen Gastro­nomen. Was könnten sie alles erzählen? Was haben sie alles erlebt? Geschichten wurden gesponnen, Herzblut und Schweiß wurden in den Gassen der Altstadt vergossen. Sie sorgten dafür, dass Heidelberg so lebendig und jung im Herzen ist.  Doch mit all der Romantik ist jetzt Schluss! Das erste Mal seit dem Mittel­alter (den so alt ist die Geschichte der Unteren Straße), wurde dafür gesorgt, dass ein Nacht­leben, wie es jeder offenen Stadt, gut zu Gesicht steht, nicht mehr statt­finden darf! Und warum? Weil sich die Adresse „Altstadt Heidelberg“, zwar sehr gut auf jedem Briefkopf macht und das Leben hier ein Traum ist, mit dem Neckar vor der Tür und den Bergen im Hinter­grund.  Von anderen Annehm­lich­keiten ganz zu schweigen, man könnte die Liste beliebig verlängern. Doch das hier ein kultu­relles Nacht­leben statt­findet, das darf nicht sein! Das stört uns! Wo Menschen sich treffen, gemeinsam feiern und eine gute Zeit mit Freunden verbringen. DAS darf auf keinen Fall sein! DAS stört unser Bild von Ruhe und Beschau­lichkeit. Dagegen gehen wir vor! Und das offen­sichtlich mit Erfolg! Eine Jahrhun­derte alte Tradition geht zu ende, wegen ein paar Spaßver­derbern, die die Adresse behalten, aber die Freude der anderen nicht akzep­tieren will. Wie traurig ist das?  Warum durften so viele Genera­tionen unbehelligt fröhlich sein und jetzt wird es nicht mehr gern gesehen? Könnte es daran liegen, dass man selbst nicht mehr gerne unter Leute geht und es deshalb andere auch nicht tun sollten?

Die Sache ist die: Die gastro­no­mische Altstadt, lebt von den Nacht­schwärmern. Ihre Lokale geben dieser Stadt ein beson­deres Gesicht. Wenn ihnen die Chance verwehrt wird, ihren Lebens­un­terhalt zu verdienen ist das ein Eingriff in ihr Leben, der kaum zu erklären, geschweige denn zu tragen ist. Und wenn sie sich nun dazu entscheiden, die Stadt zu verlassen, um dort ihre Türen zu öffnen, wo sie gern gesehen werden, wäre es ihnen nicht zu verdenken. Bleibt die Frage – können wir es uns leisten, noch weniger Gewer­be­steuer einzu­nehmen? Ist es, für die Gegner von Nacht­leben, in Ordnung, wenn die Stadt wichtige Projekt und Organi­sa­tionen, Theater, oder Kunst und vieles mehr, nicht unter­stützen kann, weil immer weniger Gewerb­steuer bezahlt wird, unter anderem auch von den Gastro­no­mi­schen Betrieben in der Altstadt? Ist ihnen die Tragweite überhaupt bewusst? Ist der Gedanke zu Ende gedacht? Oder handelt es sich hier wirklich um Egoismus der ersten Güte?

Fragen über Fragen. Wenn man die Geschichte betrachtet, waren all die Gastro­nomen, das Nacht­leben und das Feiern, schon in der Altstadt ansässig, als an die Bewohner eben dieser, noch niemand gedacht hat. Will sagen, Die Kneipen und Bars, wurden nicht um eine ruhige Wohngegend herum gebaut, sondern es wird versucht, jetzt eine ruhige Wohngegend zu instal­lieren, wo schon immer Lebens­freude herrschte. Findet den Fehler…