Ist Heidelberg an Arroganz und Ignoranz, noch zu überbieten?
Heidelberg und das Nachtleben. Man sollte glauben, dass dieses Paar, niemals zu trennen ist. Doch, wir wurden eines Besseren belehrt. Die Altstadt. Bekannt für ihren Charme und diese unglaubliche Atmosphäre. Seit Jahrhunderten zieht es einheimisch ebenso wie Touristen, in Heidelbergsgeschichtsträchtige Kneipen, Cafès und Gaststätten. Generationen von Menschen, Jung und Alt, erlebten dort unvergessliche Stunden, an die sie gern zurückdenken und mit einem wissenden Lächeln im Gesicht, davon erzählen. Ebensodie ansässigen Gastronomen. Was könnten sie alles erzählen? Was haben sie alles erlebt? Geschichten wurden gesponnen, Herzblut und Schweiß wurden in den Gassen der Altstadt vergossen. Sie sorgten dafür, dass Heidelberg so lebendig und jung im Herzen ist. Doch mit all der Romantik ist jetzt Schluss! Das erste Mal seit dem Mittelalter (den so alt ist die Geschichte der Unteren Straße), wurde dafür gesorgt, dass ein Nachtleben, wie es jeder offenen Stadt, gut zu Gesicht steht, nicht mehr stattfinden darf! Und warum? Weil sich die Adresse „Altstadt Heidelberg“, zwar sehr gut auf jedem Briefkopf macht und das Leben hier ein Traum ist, mit dem Neckar vor der Tür und den Bergen im Hintergrund. Von anderen Annehmlichkeiten ganz zu schweigen, man könnte die Liste beliebig verlängern. Doch das hier ein kulturelles Nachtleben stattfindet, das darf nicht sein! Das stört uns! Wo Menschen sich treffen, gemeinsam feiern und eine gute Zeit mit Freunden verbringen. DAS darf auf keinen Fall sein! DAS stört unser Bild von Ruhe und Beschaulichkeit. Dagegen gehen wir vor! Und das offensichtlich mit Erfolg! Eine Jahrhunderte alte Tradition geht zu ende, wegen ein paar Spaßverderbern, die die Adresse behalten, aber die Freude der anderen nicht akzeptieren will. Wie traurig ist das? Warum durften so viele Generationen unbehelligt fröhlich sein und jetzt wird es nicht mehr gern gesehen? Könnte es daran liegen, dass man selbst nicht mehr gerne unter Leute geht und es deshalb andere auch nicht tun sollten?
Die Sache ist die: Die gastronomische Altstadt, lebt von den Nachtschwärmern. Ihre Lokale geben dieser Stadt ein besonderes Gesicht. Wenn ihnen die Chance verwehrt wird, ihren Lebensunterhalt zu verdienen ist das ein Eingriff in ihr Leben, der kaum zu erklären, geschweige denn zu tragen ist. Und wenn sie sich nun dazu entscheiden, die Stadt zu verlassen, um dort ihre Türen zu öffnen, wo sie gern gesehen werden, wäre es ihnen nicht zu verdenken. Bleibt die Frage – können wir es uns leisten, noch weniger Gewerbesteuer einzunehmen? Ist es, für die Gegner von Nachtleben, in Ordnung, wenn die Stadt wichtige Projekt und Organisationen, Theater, oder Kunst und vieles mehr, nicht unterstützen kann, weil immer weniger Gewerbsteuer bezahlt wird, unter anderem auch von den Gastronomischen Betrieben in der Altstadt? Ist ihnen die Tragweite überhaupt bewusst? Ist der Gedanke zu Ende gedacht? Oder handelt es sich hier wirklich um Egoismus der ersten Güte?
Fragen über Fragen. Wenn man die Geschichte betrachtet, waren all die Gastronomen, das Nachtleben und das Feiern, schon in der Altstadt ansässig, als an die Bewohner eben dieser, noch niemand gedacht hat. Will sagen, Die Kneipen und Bars, wurden nicht um eine ruhige Wohngegend herum gebaut, sondern es wird versucht, jetzt eine ruhige Wohngegend zu installieren, wo schon immer Lebensfreude herrschte. Findet den Fehler…