Wir sind bereits im Stadtentwicklung- und Bauausschuss (SEBA) deutlich darauf eingegangen, dass und weshalb wir vom Masterplanverfahren enttäuscht sind (mehr dazu auf: https://www.dieheidelberger.de/2022/02/23/larissa-winter-horn-masterplan-neuenheimer-feld/). Wir müssen uns nicht im Detail wiederholen.
Wir haben vor allem die mangelnde Verbesserung der verkehrlichen Anbindung des Planungsstandes kritisiert und eine Brücke gefordert, die auch vom ÖPNV genutzt werden kann. Wir haben dafür im SEBA keine Mehrheit bekommen. Im Gegenteil, der Antrag, der mehrheitlich beschlossen wurde, hat selbst die Rad- und Fußbrücke gestrichen und die dürftigen Verbesserungen im verkehrlichen Bereich noch weiter geschwächt
Insofern ist es schon ein Fortschritt, das besagte Antragsteller nun eine Seilbahn oder Ähnliches prüfen wollen. Endlich gestehen sie ein, dass die verkehrlichen Probleme nicht gelöst sind und dass eine West-Anbindung notwendig ist! Nur durch eine zusätzliche Anbindung können die angrenzenden Stadtteile vom Verkehr entlastet werden und Flächen außerhalb des Neuenheimer Feldes werden für wissenschaftliche Einrichtungen attraktiv.
Wir haben überhaupt kein Problem damit, dass eine Seilbahn, Otto-Bahn o.Ä. geprüft wird. Zugegeben, wir sind aktuell nicht davon überzeugt, dass diese Systeme schnell genug große Mengen von Menschen über große Distanzen bewegen kann und haben Bedenken, dass die Systeme attraktiv genug sind, um zum Umstieg vom MIV zu bewegen. Aber wir lassen uns auch gerne eines Besseren belehren – jegliche Westanbindung ist eine Verbesserung!
Aber wenn eine Seilbahn mit geprüft werden soll, sollte auch eine Querung mit geprüft werden, die den kompletten Umweltverbund aufnehmen kann und in Notsituationen auch eine Rettungszufahrt wäre. Der Beirat für Menschen mit Behinderung hat sich im SEBA explizit für eine ÖPNV-Anbindung ausgesprochen, im Bürgerbeteiligungsverfahren hat sich selbst in Wieblingen eine Mehrheit für eine ÖPNV-Anbindung ausgesprochen. Im Verkehrsgutachten wird dieser Variante das größte CO2-Einsparpotenzial zugerechnet und es wäre vor allem eine extrem wichtige Verbesserung der Anbindung für Nordwesten. Der Einpendlerbericht hat gezeigt, dass gerade aus Nordwesten die größte Personenzahl ins Neuenheimer Feld einpendelt.
Auch im zweiten Punkt, den wir sehr kritisch sehen, wurde der Ergänzungsantrag etwas aufgeweicht. Nun heißt es nicht mehr, der Hühnerstein darf nicht vor 2050 bebaut werden, sondern er soll nicht vor 2050 bebaut werden – ein entscheidender Unterschied!
Wir teilen den Ansatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ absolut, es soll so wenig Fläche wie möglich verbraucht werden. Es hat auch nie jemand in Frage gestellt, dass das Handschuhsheimer Feld für landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzung erhalten bleiben soll. Aber der Universität auf der eigenen Fläche mit Baurecht eine Entwicklung zu verbieten ist schon abstrus und vor allem rechtlich nicht zulässig.
Wir möchten daran erinnern, dass die Unnachgiebigkeit des Heidelberger Gemeinderates dieses Projekt schon einmal hat scheitern lassen. Auch das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man vorhat, einen gemeinsam erarbeiteten Kompromiss einseitig in eine Richtung zu verändern.
Die sogenannten Mehrheitsfraktionen haben sich bis zur Sitzung des Gemeinderates schon ein Stück weit bewegt. Aber wer das Ziel des Masterplanverfahrens, „das Universitätsgebiet als nachhaltigen Wissenschafts- und Forschungsstandort von internationalem Rang zu sichern, weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen“, wirklich ernst nimmt, müsste unserer Ergänzungen zustimmen. Stattdessen verhindern Grüne, SPD, Linke, GAL und Bunte Linke entscheidende verkehrliche Verbesserungen für das Neuenheimer Feld und die direkte Anbindung weiterer Stadtteile, indem sie nicht einmal die Prüfung einer Westanbindung für den ÖPNV zulassen.