Eine der letzten freien Gewerbeflächen am Kurpfalzring ist seit eineinhalb Jahren in aller Mund. Der Verkauf an ein zukunftsweisendes Unternehmen war schon beschlossen. Aber als der NABU begonnen hat, sich für den Erhalt dieser Brachfläche im Industriegebiet einzusetzen, ist das Unternehmen vom Kauf zurückgetreten. Daraufhin hat der NABU sofort Interesse bekundet, die Fläche zu pachten oder in Erbpacht zu übernehmen und dort ein Umweltzentrum zu errichten.
Mittlerweile schlägt die Verwaltung vor, bei der Wirtschaftsfläche am Kurpfalzring zur Sicherung der Realisierungsmöglichkeit eines Mobilitätshubs (großes P+R‑Parkhaus etc.) mit Seilbahnstation derzeit von einer Veräußerung abzusehen. Bzw. auch in Verbindung mit einer fünften Neckarquerung ist diese Fläche nicht uninteressant, aber das ist in der Vorlage natürlich nicht zu lesen. Der Wegfall der Gewerbefläche solle durch eine Ersatzfläche für Gewerbe kompensiert werden, die beschleunigt bereitgestellt wird. Die Fläche sollte interimsweise für die Abstellung von Reisebussen genutzt werden können und das abgängige Bestandsgebäude sollte abgebrochen werden.
Das hat die grün-rote Mehrheit des Gemeinderates jedoch nicht so einfach mitgemacht: Vorerst nicht veräußern ist für sie in Ordnung, Ersatzflächen für Gewerbe beschleunigt zur Verfügung zu stellen natürlich nicht, ebenso kommt das Abstellen von Reisebussen und der Abbruch des abgängigen Bestandsgebäudes nicht in Frage. Stattdessen soll das Konzept des NABU weiterverfolgt werden. Es soll geprüft werden, ob und wie auf der Fläche ein NABU-Umweltzentrum mit Anbindung an die Obstbaumwiese errichtet und in die Pläne für die Errichtung eines multimodalen Mobilitätshubs mit Seilbahnstation integriert werden kann.
Dem haben wir klar widersprochen: Wir unterstützen es nicht, dass auf der besagten Fläche ein NABU-Umweltzentrum errichtet werden soll – weder zur Zwischennutzung noch längerfristig. Nichts gegen das Engagement des NABU, aber für ein Vorhaben dieser Art gibt es geeignetere Flächen als in der letzten Ecke eines Gewerbegebietes.
Wir haben in Heidelberg nur eine begrenzte Anzahl an freien Wirtschaftsflächen. Deshalb ist es umso wichtiger, diese wenigen als solche zu nutzen bzw. wenn Infrastrukturmaßnahmen es erfordern, zumindest zum Teil dafür zu nutzen. Wir sind auf die Gewerbesteuereinnahmen, die auf unseren Gewerbeflächen erwirtschaftet werden, angewiesen, um uns das hohe Niveau an Sozial- und Familienleistungen oder auch im Bereich Kultur leisten zu können.
Leider sind wir mit dieser Einstellung im aktuellen Gemeinderat in der Minderheit.
Besonders ärgert uns, dass hier wieder eine große Mehrheit auf die absurde und unausgegorene Idee einzelner Nabu-Aktivisten aufspringt. Wir haben in unseren eigenen Reihen einige Personen, die Streuobstwiesen pflegen und sich für den Artenschutz engagieren. Und daher wissen wir ganz genau, dass es in Heidelberg wesentlich wertvollere und größere ökologische Flächen gibt, die aktuell von großen Infrastrukturmaßnahmen bedroht sind. Aber danach kräht kein Hahn bzw. da wird niemand aktiv – weder der NABU noch die grün-rote Mehrheit des Gemeinderates!